Montag, 3. Oktober 2011

Wortwirrwarr (1) Meinungsfreiheit


Eine Meinung haben alle Menschen zu allen Sachverhalten, von denen sie etwas gehört oder gesehen haben. Sie ist die erste, oberflächliche geistige Widerspiegelung des Einzelwesens seiner Umwelt gegenüber. Tiere widerspiegeln ihre Umwelt auch. Dabei können, oft dürfen sie nicht besonders tiefsinnig werden. Es ist zweckmäßig, eine Art Ur-Meinung zu haben. Dabei gibt es sinnvolle Erstinstinkt und Überlagerungen durch Erfahrungen. Ein sinnvoller Erstinstinkt ist, alles, was man nicht kennt, als feindlich anzusehen, das Rascheln im Unterholz, wenn man es nicht sofort erkennt, als Aufforderung zur Flucht oder zur Gegenoffensive anzusehen, damit das Unbekannte keinen Überraschungseffekt auskosten kann. Auch die Erfahrung ist sehr oberflächlich. Aus äußeren Ähnlichkeiten wird auf allgemeine Ähnlichkeit geschlossen. Auch dies muss sehr schnell gehen. Ein einziger Irrtum kann tödlich sein.
Dieses Urtierische kommt im menschlichen abstrakten Denken am ehesten als „Meinung“ zum Vorschein. Es ist ein sinnvolles Hilfsmittel, über alles neu nachdenken zu müssen. Wen einmal eine Blondine betrogen hat, dessen Unterbewusstsein „weiß“, dass Blondinen betrügen. Wäre das menschliche Denken nicht derart vielschichtig, würde der Betroffene die Nähe aller Blondinen meiden.
Eine Meinung ist also eine widersprüchliche Sache: Auf der einen Seite sorgt sie dafür, dass wir überhaupt auf alles reagieren können, was uns begegnet, weil es uns hilft, etwas schnell gut oder böse zu finden, andererseits ist jede Meinung nah verwandt mit dem Vorurteil, weil wir schon wissen, bevor wir wissen, und allzu kompliziertes Durchdenken nicht mehr nötig erscheint – je komplexer eine Sache wird, umso nötiger wäre es jedoch, sich über das Einerseits und Andererseits zu informieren und es DANN erst zu beurteilen.
Wer sich anmaßt, anderen eine Meinung zu bilden, der versorgt sie gezielt mit solchen Teilwahrheiten, dass sie nicht mehr näher nachdenken – befangen im Irrglauben, schon „alles“ zu wissen (davon gehört zu haben).
Gegen „Meinungsfreiheit“ zu sein, ist absoluter Blödsinn, ungefähr in der Art, den Menschen ihr Gehirn in der Art zu benutzen, in der es funktioniert.
Wer allerdings möchte, dass sich die Menschen weiter entwickeln, sollte sich bemühen, fundiertes Wissen an die Stelle oberflächlicher Meinungen zu setzen. Dazu gehört auch, die Unsinnigkeit bestimmter Meinungen aufzuzeigen – möglichst allerdings nicht dadurch, dass man sagt, meine Meinung ist die richtige oder … ist dich richtige, weil schon … die gehabt hat.
Meinungen werden auch nicht dadurch wahrer, dass sie die Mehrzahl der Menschen vertritt. Die Erde hat sich auch zu Zeiten, als fast jeder Mensch anderer Meinung war, um die Sonne gedreht.
Aber trotzdem greift jede Meinung irgendetwas „Richtiges“ auf. Dies gilt es zu durchdenken.
Grins: Das ist zumindest meine Meinung ...

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