Samstag, 10. September 2011

6.6. Sanktionsgemeinschaft Kommunismus


Es gibt nicht viele Auffälligkeiten, mit denen man sich die moralische Ächtung seiner Mitmenschen als schwerste gesellschaftliche Strafe „verdienen“ kann. „Verschwendung von gemeinschaftlich Geschaffenem“ gehört aber sicher dazu. Dabei gibt es natürlich Verschwendungen, die besonders ins Auge fallen. Wenn jemand versuchte, ein eigenes „Schloss“ mit Park (bildhaft gesprochen) allein zu nutzen (oder Ähnliches) würde dies sofort durch Andere bemerkt, der Zusatzreserve-Privatwagen auch. Schwieriger ist die „gesellschaftliche Kontrolle“ erst bei kleinen Dingen. Hier muss ja gleichfalls eine allgemeine Ausgewogenheit entstehen … und kein allgemeines Denunziantentum. Also beispielsweise, wenn jemand so viel Milch oder Obst privat „hortet“, dass ein Teil davon ungenutzt, weil inzwischen verdorben, weggeworfen würde. Dazu kommt scheinbar das Problem, dass niemand wirtschaftlich genötigt ist, abgetragene oder ausgesonderte Sachen anzuziehen.
Ich schrieb „scheinbares Problem“, da ja der Haupttrend die Hervorhebung der Individualität ist. Im Wesentlichen wird es also normal sein, dass die meisten Sachen tragen, die zu ihnen (ihrer Meinung nach) besonders gut passen und nicht bestimmter Trendmerkmale wegen. Das heißt ja nicht, dass es keine Mode mehr gäbe – aber da die Zahl der Mode-“Schöpfer“ größer sein wird, nimmt die Zahl derer, die ihnen folgen, genauso ab wie die Zeit zunimmt, in der „man“ einem Einzeltrend folgt. (Allerdings muss man zwischen Originellem, Originalität und Originalem unterscheiden.)
Die Ess- bzw. Speisekammergewohnheiten werden bewusster aus individueller Selbstdisziplin erwachsen. Hier sollte man schließlich wieder nicht vergessen, wie gesellschaftliche Gegebenheiten Gewohnheiten beeinflussen: Ein Teil des „Hortens“ heute beruht ja auf der Annahme, ein Sonderangebot / „Schnäppchen“ erwischt zu haben (erwischen zu müssen) oder etwas billiger zu bekommen, wenn man mehr davon nimmt usw. Dies fällt doch alles weg. Die Kombination eines unbeschränkten „Internets“ mit rechnergestützter Planung von Produktion und Verteilung gleicht im Normalfall jeden Mangel relativ kurzfristig aus. Wenn die Systeme entsprechend abgestimmt sind, können auch Kleinproduzenten mit Spezialinteressengruppen weltweit zusammenkommen. Man kann also davon ausgehen, das bekommen zu können, was man braucht und wann man es braucht – ohne suchen zu müssen, wo man es eventuell günstiger bekommt.
Das scheint keinen Zusammenhang mit „Gewalt“ zu haben, soll aber veranschaulichen, dass es keine Lösung durch „Gewalt“ gibt. „Bekämpft“ man nicht die Wurzel des Problems, sondern nur das Symptom, also beispielsweise den „Diebstahl“ reproduziert es sich immer wieder – entzieht man ihm den „logischen“ (sozialen) Boden, treten die Symptome immer seltener auf.
In minimalem Umfang aber bleibt „Kriminalität“ (womit ich nicht ausschließen will, dass auch der Begriff selbst neu gefasst wird).

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