Samstag, 20. August 2011

6.2. Nicht alle Arbeit ist Kunst – manche muss sein

Ein bedingungsloses und ersatzloses Verschwinden des Geldes wäre aus meinem heutigen Verständnis heraus nicht wünschenswert. An seine Stelle sollten Systeme treten, die eine möglichst „gerechte“ Verteilung von objektiven Mangelgütern ermöglichen. Gerecht heißt in diesem Fall, dass möglichst viele Mitglieder der Gesellschaft bei der Entscheidungsfindung mitwirken und sie danach mittragen.
Der wichtigste Unterschied zu dem, was wir heute als „Geld“ gewöhnt sind, ist dabei die Individualisierung. Während es für jedes Geld gleichgültig ist, in wessen Besitz es sich befindet, würde die kommunistische „Vergütung“ strikt personengebunden gewährt. Die einzelne Person kann Leistungen „kaufen“, aber auch „verschenken“ - allerdings nicht vererben oder mit ihnen spekulieren.
Sinnvoll ist es, wenn sich jeder für alle insgesamt begrenzt verfügbare „Güter“ bewerben kann. Man kann Menschen ja auch mit einer Belohnung bestrafen, wenn sie diese gar nicht wünschen.
Wie großzügig die künftige Gesellschaft sein wird oder ob sich Buchhaltungs-Nerds ihre Träume von ausgeklügelten Systemen erfüllen werden … wer mag das heute zu sagen. Aber wahrscheinlich ist, dass es Ehrentitel geben könnte. Die werden durch verschiedene Arten von Leistung erworben. Zu Zeiten des „Feudalismus“ gab es ja auch unterschiedlich gewichtete Titel. Warum soll das nicht eine Renaissance erleben? Nur ohne den Unsinn der Erblichkeit? Also Titel, die neben dem „Doktor“ oder „Professor“, aber über dem dem heutigen untersten akademischen Grad stehen?
Und für Leistungen gibt es „Punkte“, die in Vergünstigungen umgewandelt werden können? Oder man arbeitet mit etwas, was wir mit heutigen Rängen in der Armee vergleichbar ist?
Es stellt sich die Frage, wer so etwas entscheidet.
Vor allen Dingen: Zur Individualität gehört auch, dass der, der seine Eitelkeit pflegen möchte, dies genauso darf, wie der, dem äußere Würden suspekt sind, sie von sich weisen kann. Beides berührt doch nicht das Hauptproblem der Jetztzeit: dass sich „Geld“ potentiell in „Kapital“ verwandelt, den Keim in sich trägt, andere für sich arbeiten zu lassen.
Dazu sollte man bedenken, dass die Möglichkeiten für Konferenzschaltungen immer weiter ausreifen. Es können also permanent Prüfungen und Verteidigungen von Leistungen (und Titeln) stattfinden, ohne dass die daran Beteiligten körperlich anwesend sein müssen. Was hindert künftige Menschen, sich jeweils für einen bestimmten Sachbereich und eine bestimmte Ebene in einen Prüferpool berufen zu lassen? Ein zugeschalteter Zufallsgenerator könnte subjektive Beeinflussungen minimieren.
In extrem dialektischer Sicht könnte eine Welt von Zünften und Gilden „aufgehoben“ sein. Schließlich wäre es der Normalfall, dass man sein Tätigkeitsfenster im Laufe des Lebens verändert anstatt auf einem einmal erworbenen Fach-„Meister“-Titel zu kleben.
Zur Erinnerung: Es geht um Freiheit auf der einen und die Erledigung aller notwendigen Arbeiten, unabhängig davon, ob die jemand liebt. Das Hauptinstrument, heute diese Fragen praktisch zu lösen, ist das Geld, über das die meisten Menschen unzureichend verfügen können, wodurch sie etwas „müssen“ ...

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